Lehre

Seit 2021 unterrichte ich Studierende im Fachbereich Szenischer Raum der TU Berlin. Am Beginn waren die Seminare auf Ausstellungsdesign orientiert, später entwickelten wir eine kombinierte Lehre für Bühnenbild, Ausstellungsdesign und künstlerische Installation, um der gewachsenen Vielfalt der Formate gerecht zu werden.

Methodische Schwerpunkte sind Erlernen von Recherche, Arbeit an inhaltlichen Konzeptionen, Entwicklung physischer Modelle für Museen und Theater, Scheiben von Psychogrammen für Theaterfiguren, die Vielfalt der Zeichnung als Kommunikations-Werkzeug, Erlernen von Kostümdesign, Projekt-Abläufe im Ausstellungsdesign und Stage-Design, Technische Umsetzung und Kalkulation sowie Training von Präsentationen.

Bei der Auswahl der Seminare und Themen legen wir im Team der Fachrichtung großen Wert auf Praxis-Orientierung und die Umsetzung moderner Texte, die die Vielfältigkeit der Stimmen der heutigen Zivilgesellschaft widerspiegeln. Uns interessiert "das Politische" in historischen und zeitgenössischen Texten, entsprechend der Aussage des französischen Philosophen Jacques Rancière:

"Das Politische beschreibt also solche Handlungen, die die Grundstruktur des Gemeinwesens nicht einfach sein lassen, sondern transparent machen. Politisches Handeln beeinflusst, wer oder was sichtbar werden und auf der sozialen Bühne die Stimme erheben kann, und wer - auf Kosten dieser Räume des Sichtbaren und Gesagten - im Dunklen und Stummen bleibt."

Das inszenierte Gesicht (Wintersemester 2021/22)

Ein Ausstellungsprojekt über Masken in Kulturgeschichte, Politik, Psychologie, Alltag und Popkultur

Die Maske ist eines der wichtigen Objekte der menschlichen Kulturgeschichte, die sich durch alle Lebensbereiche zieht und in ihrer jeweiligen Form spezifische Rückschlüsse auf die Gesellschaft, Religion und Kunst zulässt. Die Maske als Begriff und Objekt verbindet menschliches Spiel, rituelle Handlungen, psychologische Kategorien und politische Gruppierungen.

Die ungebrochene Kraft der Masken speist sich aus der Lust an Verwandlung, dem Bedürfnis nach einer abstrakteren zeichenhaften Repräsentation in einer Gruppe oder als machtvolles Einzelsymbol, sowie dem Spiel in einer bewussten Scheinwelt. Masken bilden insbesondere in ihren subtilen Formen Identitäten von Einzelpersonen, Geschlechter-gruppen, Berufen, politischen Bewegungen und schnell wechselnden Modetrends.

In der westlichen Welt ist die rituelle Bedeutung der Maske größtenteils verloren gegangen. Trotzdem hat das Phänomen der Maske in der Popkultur eine herausfordernde Anziehungskraft erreicht.

In der Geschichte der Ausstellungen wurden bisher wegen der Komplexität des Themas und einem hohen wissenschaftlichen Anspruch vor allem Einzelaspekte beleuchtet, die durch bestimmte Exponat-Sammlungen bestimmt waren. Völkerkunde-Museen und Kunstsammlungen konnten deshalb schlaglichtartig bestimmte Zusammenhänge in einem Fachgebiet vermitteln.

Durch neue konzeptionelle Ansätze, die auch einen starken subjektiven Zugang bewusst zulassen, interessieren insbesondere interdisziplinäre und persönliche Impulse. Die Untersuchung von Einzelbeispielen aus der Popkultur und dem Alltag hat ein großes Potential Besuchern aus allen Altersgruppen überraschende Zusammenhänge zu veranschaulichen, die mit eigenen Erfahrungen vergleichbar sind.

In einer Arbeit mit Studierenden kann eine Aufgabenstellung nach Vorinteressen erarbeitet werden, die eigene gestalterische und subjektive Zugänge ermöglicht. Wie auch in der Berufspraxis der Ausstellungsteams üblich, können als Ergebnis einzelne Module, größere Raumkonzeptionen, Exponat-Untersuchungen, Medienstationen und theoretische Arbeiten entstehen.

ERZÄHL MIR WAS VOM TOD (Wintersemester 2022/23)

Eine interaktive Ausstellung über das Davor und Danach

Der Tod ist eine der wenigen universalen Erfahrungen menschlicher Existenz. Er verkörpert das unausweichliche Ereignis im menschlichen Leben, ein Ereignis, das mit absoluter Gewissheit zu erwarten ist. Gleichzeitig ist das Wesen des Todes in ein tiefes Mysterium gehüllt. Die Angst vor dem Tod durch Alter, Krankheit oder Krieg beschäftigt uns, treibt uns an, bestimmt Familien- und Gesellschaftsstrukturen. Sich abschwächende religiöse und traditionelle Strukturen, das Vergessen von rituellen Abläufen, die Säkularisierung des Alltagslebens, die Individualisierung verstärken die Angst vor den unerklärbaren Fragen des Lebensendes.

Die Ausstellung "Erzähl mir was vom Tod" soll keinen wissenschaftlichen, kulturhistorischen oder religiösen Überblick bieten, sondern schafft Impulse zum Nachdenken, Empfinden und Sprechen über ein schwieriges Thema. Acht verschiedene Module schaffen Wege, auf poetische, künstlerische oder vergleichende Art und Weise mit dem Tod umzugehen. Die Besucherinnen werden zu Reisenden, die ein unbekanntes Terrain begehen. 

INTERNAT von Serhij Zhadan (Wintersemester 2023/24)

Ein ukrainischer Lehrer will seinen Neffen aus dem Internat, dass unter Beschuss geraten ist und keine Sicherheit mehr bietet, nach Hause holen. Durch den Ort zu kommen, in dem das zivile Leben zusammengebrochen ist, dauert einen ganzen Tag. Der Heimweg wird zur Prüfung. Die beiden geraten in die unmittelbare Nähe der Kampfhandlungen, ohne mehr sehen zu können als den milchigen Nebel, in dem gelbe Feuer blitzen. Maschinengewehre rattern, Minen explodieren, paramilitärische Trupps, herrenlose Hunde tauchen in den Trümmern auf und apathische Menschen stolpern orientierungslos durch eine apokalyptische urbane Landschaft. 

BECKETT - SEMINAR (Wintersemester 24/25)

1956 veröffentlichte Samuel Beckett sein drittes Stück ENDSPIEL, dass ebenso wie WARTEN AUF GODOT nachhaltigen Einfluss auf Literatur und Theater ausübte. Es ist Dystopie, Clownsspiel und philosophisches Kammerspiel. Sprachliche Abstraktion, Minimalismus und starke Symbolik der Szenen macht es zeitlos und immer neu interpretierbar.

Das Seminar beinhaltet in der ersten Stufe das gemeinsame Lesen und Analysieren des Werks sowie Referate der Studierenden folgenden Themen:

  • Absurdes Theaters versus Theater des Absurden
  • DYSTOPIEN in Literatur, Theater und Film
  • Politische und künstlerische Besonderheiten der irischen Literatur
  • Endspiel – Versionen und Inszenierungspraxis des Stücks
  • Beckett und die Bohème von Paris
  • Beckett und der Existenzialismus
  • EXISTENZIALISMUS in 10 Minuten erklärt
  • Der versehrte Körper
  • Warten, Nichts tun - Rien à faire - nichts tun, weil nichts zu machen ist
  • Samuel Beckett zwischen Irland, Frankreich und Deutschland
  • Clowns, Narren und Outlaws auf der Bühne
  • Endspiel – Beckets Interpretation von Freiheit, Macht und Ohnmacht

In der zweiten Etappe geht es in Einzel-Konsultationen um die Erarbeitung einer inhaltlich-gestalterischen Konzeption, einer Raumlösung für Ausstellungen oder Theater mit physischem Modell 1:25 und die Entwicklung von Kostümen mit Figurinen-Zeichnungen. 

BETREUUNG VON MASTER - ARBEITEN  (Sommersemester 2025)

Master-Studierende der Fachrichtung Szenischer Raum beschäftigen sich im Sommer-Semester 2025 mit der britischen Autorin Alice Birch. Teils in klassischen Theaterformaten, in Video- und Performance Arbeiten werden die Texte REVOLT. SHE SAID. REVOLT AGAIN., [BLANK] und OPHELIAS ZIMMER untersucht, sowie Raum- , Video- und Kostüm-Konzeptionen entwickelt. Die öffentliche Präsentation der Arbeiten ist am 2.Juli in der Kantine des Teufelsbergs Berlin zu sehen.
Alice Birch (geboren 1986) ist eine der wichtigen britischen Dramatikerinnen und Drehbuchautorinnen der Gegenwart. Ihre feministischen Texte, in radikaler Fortführung britischer Sozialdramen geschrieben, drehen sich vornehmlich um Gewalterfahrungen von Frauen und Jugendlichen und um Gewaltkreisläufe. Sie beschreibt überforderte Sozial-, Gesellschafts- und Familiensysteme, die Konflikte nicht bewältigen, aufrechterhalten und weitervererben.